Monatsgedanken FEBRUAR 2023 «Von Plänen und Überraschungen»

bike-Bild M-Gedanke 23 Feb. (Foto: Pixabay)
Jeden Tag etwas Neues oder
doch lieber vertraute Bahnen?
Welcher Typ sind Sie?
Und haben Sie auch schon
einmal erlebt, dass eine vorerst
unliebsame Überraschung Ihrem
Leben neuen Schwung gab?


Ich selber mag grundsätzlich beides gern, Überraschungen und Vertrautes. Es kommt einfach darauf an, wo. Blindlings ins Kino gehen, ohne im Voraus zu wissen, worum der Film handelt – das mag ich zum Beispiel sehr. Was ich so schon Spannendes oder Berührendes gesehen habe, was ich sonst nicht ausgewählt hätte. Was meine Pläne angeht, bin ich – diplomatisch ausgedrückt – weniger flexibel. Dabei sind es gerade auch immer wieder «unliebsame» Überraschungen, die mir neue Horizonte ermöglichen.

Letzten Herbst in der Toskana zum Beispiel habe ich mich auf einer Velotour verfahren und musste einen grossen Umweg machen. Die leere Wasserflasche und mein Hund im Veloanhänger trugen das ihre bei, dass das eine recht mühselige Angelegenheit wurde. Und erst das Knie, das später wieder schmerzen würde nach dieser Anstrengung! Aber plötzlich stand ich nach einer Kurve an einem wundervollen Aussichtspunkt. Hund und Frauchen vertraten sich die Beine, der Hund erhielt die letzten Tropfen Wasser und Frauchen genoss den Blick über die toskanischen Felder zum Meer hin. Unerwartetes Glück. Nicht eingeplant und gerade deswegen doppelt schön.

Es ist nicht immer so, ich will es nicht schönreden. Aber nicht selten holt mich etwas Ungeplantes aus dem gewohnten Trott und nach dem ersten Ärger merke ich, wie gut mir das tut. Schon erstaunlich, wie sehr Gewohnheiten manchmal den Blick versperren können! Bildhaft wurde mir das neulich im Kirchgemeindehaus veranschaulicht. Wir haben einen grossen Saal mit einer Schiebewand. In der Coronazeit liessen wir diese Wand der frischen Luft wegen offen und haben das bis heute beibehalten. Nur: die Tür zum Saal schlossen wir trotzdem immer mit dem Schlüssel hinter uns ab. So viel zum Thema Gewohnheiten …

Der Jesusnachfolger Paulus schrieb einmal: «Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten dient (…).» Röm 8,28. Es ging ihm darum, dass manchmal Schwieriges passiert, aber auch daraus Gutes wachsen kann. Ja, sogar: Gutes wachsen wird. Manchmal brauchts eine Weile, bis ich das merke. Und es gibt Dinge, die werden auch im Hintendrein nicht gut. Aber oft ist gerade das, was meine Pläne durchkreuzt, das, was mich weiterbringt.

Wer weiss – für Sie vielleicht auch. In dem Sinn wünsche ich Ihnen und mir in den kommenden Tagen und Wochen positive Überraschungen – und dass uns auch aus vordergründig schlechten Nachrichten etwas Gutes wachsen kann.

Ihre Lilian Fankhauser

Monatsgedanken Februar 2023 von Lilian Fankhauser, Pfarrerin in Rapperswil BE

Dokumente